Deutschlandfunk: Stimmungslage bei Bildungsarbeit von Stiftungen

Interview mit Dr. Ingmar Ahl in der Radio-Sendung „Campus & Karriere“, 30.09.2022

Datum

09/2022

INTERVIEW ANLÄSSLICH DES DEUTSCHEN STIFTUNGSTAGS 2022 

 

Dr. Ingmar Ahl über das Engagement deutscher Bildungsstiftungen 


Ein Gespräch mit Kate Maleike in der Radiosendung „Campus & Karriere“ (Deutschlandfunk) am 30. September 2022 



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:  „STIMMUNGSLAGE BEI BILDUNGSARBEIT VON STIFTUNGEN“  



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In Deutschland gibt es 24.000 Stiftungen und viele von ihnen engagieren sich seit Jahren im Bildungsbereich, beim Deutschen Schulpreis, um mal ein aktuelles Beispiel aus dieser Woche zu nehmen, oder in der Leseförderung, im MINT-Bereich, bei Stiftungslehrstühlen, Stipendien und und und. In Leipzig geht heute der Deutsche Stiftungstag zu Ende, bei dem sich auch der Arbeitskreis Bildung des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen zum Austausch getroffen hat.   

Dr. Ingmar Ahl ist der Sprecher des Kreises und Vorstand der Karg-Stiftung – guten Tag! 

Ahl: Guten Tag, Frau Maleike!

Wie ist denn momentan die Stimmungslage bei den Stiftungen?
Wie hilfreich, wie wirksam schätzen Sie Ihr Bildungsengagement denn gerade ein?

Ahl: Wie Sie in Ihrer Moderation erwähnt haben, sind die Bildungsstiftungen ein ziemlich großer Kreis innerhalb des Sektors insgesamt. Sie haben auf die Gesamtzahl der Stiftungen verwiesen und im Bundesverband deutscher Stiftungen, der sich ja getroffen hat in Leipzig, gibt es allein 4.800 Mitglieder und davon sind 3.000 Bildungsstiftungen. Nicht wenige davon wie zum Beispiel mein Haus, die Karg-Stiftung, haben Bildung als alleinigen satzungsgemäßen Auftrag, aber noch mehr beschäftigen sich auch mit Bildung, neben Wissenschaft, Kunst & Kultur und Sozialem, aber Bildung ist ein starker Sektor innerhalb des deutschen Stiftungswesens. 

Das heißt, Sie sind viele und Sie sind breit aufgestellt. Aber wie wirksam würden Sie denn Ihre Arbeit, Ihr Engagement beschreiben?

Ahl: In der Tat, Bildungsstiftungen spielen nicht nur ihrer Zahl nach eine starke Rolle im Sektor, sondern sie haben eine gewichtige Stimme und eine weiter wachsende Stimme, z.B. in den Debatten um die Bildung der Zukunft. Und sie sind, anders noch als vor Jahren, bei Bildungspraxis, vor allen Dingen, aber auch bei Bildungspolitik und Bildungswissenschaft geschätzte und gebetene Partnerinnen. 

Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit waren ja mit die Überschriften für diesen Deutschen Stiftungstag in Leipzig. 
Was war denn im Arbeitskreis Bildung da das wichtigste Thema, über das Sie gesprochen haben? 

Ahl: Das wichtigste Thema war eigentlich – darauf haben wir es auch, ehrlich gesagt, ein bisschen angelegt – klarzumachen, dass nachhaltige Bildung vor allen Dingen damit zusammen hängt, dass ein Bildungssystem partizipativ gestaltet wird, dass Bildung Mitwirkungsmöglichkeiten ermöglicht, dass Bildung Teilhabe ermöglicht, dass Bildung sehr stark von lebenspraktischen Zugängen und Themen gestaltet wird, dass Bildung sehr gut auch in informellen Settings abseits auch von klassischen Unterrichtssettings funktionieren kann. Also das Nachdenken über nachhaltige, wertvolle Bildung ist immer auch ein guter Weg, um über ein zukunftsfähiges, sehr stark vielleicht auch von Reformen durchlüftetes Bildungssystem nachzudenken

Aus dem Engagement der Stiftungen kommen ja auch viele Ideen und Erfahrungen, die das Bildungssystem an sich in Deutschland verbessern helfen.
Ist das Zusammenspiel mit der Bildungspolitik da vor Ort in den Ländern und in den Regionen aus Ihrer Sicht ausreichend vorhanden, also um zum Beispiel gute Ideen zu verstetigen (Stichwort Nachhaltigkeit) oder in die Breite zu bringen?

Ahl: Hier hat es einen Wandel durch die Zeiten gegeben, den ich ganz markant finde. Ich gehöre dem Sektor schon lange an – früher waren zum Beispiel die Deutschen Stiftungstage oft ein wenig "selbstbezügliche Leistungsschauen" für Einzelprojekte. Heute werden dort klare Commitments von vielen Bildungsstiftungen formuliert – für die Übernahme von Verantwortung, für Schlüssel- und Zukunftsfragen des Bildungssystems. Also über das Einzelprojekt hinaus stehen Professionalität, Relevanz und Veränderung im Fokus.

Im Bildungssystem hängen Stiftungen aber natürlich von Voraussetzungen ab, die sie selbst nicht schaffen. Das hat ja gute Gründe, warum Bildung, gute Bildung, auch eine Hoheitsaufgabe des Staates ist, und deshalb ist es außerordentlich zu begrüßen, dass es einfach heute sehr viel Austausch, Interaktion und Gestaltungsmöglichkeiten in Zusammenarbeit mit Politik, aber eben auch mit Bildungspraxis und Bildungswissenschaft gibt. Im Geflecht dieser Kooperationsbeziehungen sind Stiftungen wirksam und das funktioniert heute sehr viel besser als zum Beispiel noch vor zehn Jahren. Da ist die Akzeptanz unter den Akteuren auch gewachsen. Vielleicht war eine entscheidende Voraussetzung dafür, dass Bildungsstiftungen auch fokussierter und vielleicht ein bisschen professioneller in ihrem Umgang mit dem Bildungssystem geworden sind. 

Letzte Frage noch zur aktuellen Situation: Im Moment, das wissen Sie ja, überall wird viel über Sparkurse gesprochen, da wird viel über Energieprobleme gesprochen und über Zukunftsfähigkeit.
Was davon betrifft die Stiftungen? Was treibt Sie da um?

Ahl: In der Tat sind die aktuellen Rahmenbedingungen ein Szenarium, das auch auf Bildung, das Bildungssystem Auswirkungen und Konsequenzen haben wird. Es lohnt aber immer darauf zu verweisen, dass in guter Bildung auch immer Lösungen für große Zukunftsfragen inbegriffen sind. Insofern ist ein Engagement in Bildung und eine Investitionen in Bildung immer auch ein Engagement für die Bewältigung von Problemen, denen sich die Welt und Menschen nun mal ausgesetzt sehen, und für eine gute Zukunft. Diese Hoffnung möchte ich als Bildungsaktivist nicht aufgeben! Die Bildung und das Bildungssystem sollten so ziemlich das letzte sein, woran eigentlich gespart werden darf, denn Bildung ist für die Fortentwicklung von Gesellschaften essenziell. 

Aber Sie haben angedeutet, dass bei den Stiftungen dann auch gespart werden muss?

Ahl: Das ist schwer abzusehen. Für viele Stiftungen, die am Kapitalmarkt hängen einerseits, andererseits für Stiftungen, die von öffentlichen Zuwendungen abhängig sind, kann das natürlich Konsequenzen haben. Aber auch hier gibt es Strategien, sich ein bisschen von den Fährnissen der Zeitläufe freizuhalten. Das geht zur Überbrückung für ein paar Monate, vielleicht ein paar Jahre, aber natürlich werden die Möglichkeiten von Stiftungen auch eingeschränkt, wenn es zu einer länger währenden Rezession kommt, gar zu Auseinandersetzungen zwischen Staaten und Systemen, die nie folgenlos bleiben, selbstverständlich auch für die Zivilgesellschaft. 

Stiftungen und ihre Bildungsarbeit – eine Art Stimmungsbericht war das von Dr. Ingmar Ahl von der Karg-Stiftung. Er leitet auch den Arbeitskreis Bildung im Bundesverband Deutscher Stiftungen. Vielen Dank für das Gespräch.“   



ARBEITSKREIS BILDUNG  

DEUTSCHEr STIFTUNGSTAg 2022  

Die Karg-Stiftung am Deutschen Stiftungstag 2022

Bundesverband Dt. Stiftungen: Dr. Ingmar Ahl neu im Beirat

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