Gadheimer Kreis 2011

Thema: Begabung und Verantwortung

Projektinfos

Wer

Pädagogische Hochschule Karlsruhe

Wo

Gadheim

Wann

2011

Themenfeld:
Schule
Projektfeld:
Karg Foren

Tagungsreihe „Gadheimer Kreis - Werte schulischer Begabtenförderung“

Bei der Tagungsreihe „Gadheimer Kreis - Werte schulischer Begabtenförderung“ (2008-2014) befassten sich rund 50 Expertinnen und Experten im Thema Hochbegabung aus Wissenschaft und Praxis mit den Werten und Haltungen, die schulischer Begabtenförderung zugrundeliegen. Ziel war es gleichermaßen, den Dialog für die Praxis wirksam werden zu lassen als auch wissenschaftliche Reflexion und Theorieentwicklung anzuregen. (Informationen zur Tagungsreihe im Überblick finden Sie  hier.)

 

Gadheimer Kreis 2011: Begabung und Verantwortung

10. und 11. November 2011, Gadheim 

Verpflichtet besondere Begabung zu besonderer Verantwortung? Welchen Stellenwert hat die Einübung von Verantwortung (Verantwortung für andere, die Umwelt, die eigene Begabung, das eigene Lernen und Leben) in der Begabtenförderung, die eine umfassende Bildung der Persönlichkeit zum Ziel hat? Erörtert wurden bei der Tagung in 2011 Grundlagen und Formen von Verantwortung aus erziehungswissenschaftlicher und philosophischer Perspektive, Praxisbeispiele von Verantwortungslernen in der Begabtenförderung sowie didaktische Implikationen.

Beiträge und Ergebnisse dieses Treffens sind nachzulesen in  Karg Heft 05.


Tagungsverlauf:


Praxisbeispiele
Die Veranstaltung näherte sich den o.g. Fragen zunächst über Beispiele von Verantwortungslernen und praktischen Modellen in der Begabtenförderung. Mit den Konzepten des Landesgymnasiums für Hochbegabte in Schwäbisch Gmünd (vorgestellt von Annette von Manteuffel), der  Hans-Georg Karg Kindertagesstätte  in Nürnberg (Reinhard Ruckdeschel) sowie der  Evangelischen Schule Berlin Zentrum  (Margret Rasfeld) wurden Ansätze aus verschiedenen Stufen und Kontexten des Bildungssystems porträtiert und erörtert, die zeigten, wie Partizipation und Herausforderungen Freiräume für Verantwortungsübernahme und wichtige Bildungsanlässe schaffen. Sie veranschaulichten damit, wie Orte der Bildung konzipiert sein können, in denen Verantwortung begabungsfördernd gelebt werden kann.

Beiträge aus der Wissenschaft
Grundlegend wurden diese Zusammenhänge dann in einem Beitrag von Prof. Dr. Anne Sliwka (Pädagogische Hochschule Heidelberg) aufgegriffen, am Beispiel des service-learning vertieft und erziehungswissenschaftlich kontextualisiert. Die Praxis zeigt, dass Verantwortungslernen eine veränderte Lernkultur mit sich bringt, über die in die pädagogischen Angebote auch an Erfahrungen orientiertes Lernen, überfachliche Persönlichkeitsbildung, Selbststeuerung und Anlässe zur Kooperation Eingang finden. Sie erweitern das Spektrum begabungsfördernder Lern- und Bildungsmöglichkeiten, sind ein Gewinn für die Lernmotivation und bringen eine positive Identifikation mit Schule und deren Umwelt mit sich.

Dr. Jürgen Nielsen-Sikora (Universität zu Köln) erhellte den Begriff „Verantwortung“ aus philosophischer Perspektive. Er erinnerte daran, wie eng der Aspekt der Verantwortung mit der sprachlichen Verfasstheit des Menschen verwoben ist. Die Sprache, das Wort, ermöglicht dem Menschen verantwortungsvolles Handeln und nötigt ihn zugleich, sich seiner Verantwortung zu stellen. Der Zusammenhang verweist darauf, welche Potentiale für die Begabtenförderung in der Rolle der Sprache und der mit ihr verbundenen Möglichkeiten zu Argumentation, Reflexion und Kritik liegen - also in der Qualität der Sprechakte, die die pädagogische Praxis prägen.

Workshops und abschließende Diskussion
In Kleingruppen wurden folgende Teilaspekte des Themas vertieft: „Verantwortung für die eigene Person und das eigene Lernen“ (Prof. Victor Müller-Oppliger), „Verantwortung für andere und für die Gesellschaft“ (Prof. Dr. Timo Hoyer) und „Verantwortung für die Mit- und Umwelt“ (Dr. Corinna Maulbetsch). Die Ergebnisse wurden in einer abschließenden gemeinsamen Diskussion eines Modells zur Verantwortung und deren Genese in der Begabtenförderung aufgegriffen, das Armin Hackl vorstellte. Das Modell sowie weitere Beiträge aus dem Gadheimer Kreis 2011 sind nachzulesen in Karg Heft 5 und stehen somit der interessierten Fachöffentlichkeit zur Verfügung.

Fazit
Alle Beiträge zeigten: Verantwortungsübernahme kommt nicht ohne Selbstbestimmung und Selbststeuerung aus. Ohne Autonomie und Freiräume für verantwortliches Handeln kann es Verantwortung nicht geben. Wenn es in Lern- und Bildungsprozessen nicht bloß um Schein-Verantwortung gehen soll, erfährt der Aspekt der Verantwortung eine besondere Relevanz - er nimmt einen wesentlichen und zentralen Stellenwert in der Begabtenförderung ein.

„Freiheit und Verantwortung gehören zusammen. Nur wer frei ist und immer auch anders agieren könnte, kann verantwortlich handeln.“ (Heinz von Förster)

Infos und Ergebnisse aus dem Projekt

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