William Stern Programm: Förderprojekt 2023-2026
Alicia Battenfeld, Prof. Dr. Till Utesch; Universität Münster
Münster
2023 – 2026
€ 218.000
Von November 2023 bis Oktober 2026 entwickelt eines der ausgewählten Forschungstandems des William Stern Programms, Alicia Battenfeld und Prof. Dr. Till Utesch, an der Universität Münster einen Test zur Erfassung der Sprachlernbegabung in Deutschland. Der Test eignet sich für die pädagogische Diagnostik durch Lehrkräfte und soll das Erkennen hoher Sprachlernbegabungen auch bei mehrsprachigen Schüler:innen ermöglichen. Da diese in der Begabtenförderung unterrepräsentiert sind, leistet der Test auch einen Beitrag zu mehr Begabungsgerechtigkeit. Er wird anschließend als Open-Source-Software zur Verfügung gestellt.
Ziel des Projekts „Sprachlernbegabung als Schlüsselfrage im Kindes- und Jugendalter: Diagnostik und schulische Praxis“ ist die Entwicklung eines objektiven, reliablen und validen multidimensionalen Tests, der bei Kindern im Alter von 11-13 Jahren, möglicherweise auch bei jüngeren Kindern, mit Deutsch als (einer der) Erstsprache(n) Anwendung finden soll. Der Test soll insbesondere im Bereich hoher Begabung gut differenzieren. Geplant sind eine Pilotstudie, drei Studien zur Validierung des Tests, eine Normierungsstudie und eine Längsschnittstudie zur intra-individuellen Differenzierungsfähigkeit. Darüber hinaus sollen Workshops mit Lehrer:innen die Benutzerfreundlichkeit des Tests optimieren.
Das Projekt erlaubt es, Hochbegabung im Bereich des fremdsprachlichen Lernens besser zu verstehen und zu diagnostizieren. Es kann so eine adäquate Förderung und Unterstützung von hochbegabten Schüler:innen im Kontext Sprachlernbegabung verbessern.
Transparenter Forschungsprozess (Open Science)
Die geplanten Studien werden im Open Science Framework präregistriert. Die Materialien, die anonymisierten Daten und Ergebnisse werden dort ebenfalls veröffentlicht, wodurch sie für die weitere Forschung direkt zugänglich gemacht werden. Nach erfolgreicher Evaluation soll der Test als Open Source für Lehrer:innen im deutschen, österreichischen und schweizerischen Schulkontext dauerhaft zur Verfügung gestellt werden.
Wissenschaftskommunikation
Im Rahmen des Projekts wird ein kontinuierlicher Austausch zwischen Forschung, Fachpraxis und Gesellschaft angestrebt. Es ist geplant, die Projektergebnisse über wissenschaftliche Tagungen und Publikationen zu verbreiten sowie fachpraktische Zielgruppen wie Zentren für Lehrer:innenbildung oder Schulministerien direkt mittels Veranstaltungen und Praxisbeiträgen anzusprechen. Die breite Öffentlichkeit soll über Social Media-Kanäle erreicht werden. Auf diesem Weg erfahren neben den beteiligten Schulen auch weitere Zielgruppen von dem Test und werden für das Thema sensibilisiert.
Alicia Battenfeld, M.Sc., studierte Englisch, Sozialwissenschaften, Deutsch als Fremdsprache und Ökonomik an der Universität Münster. Erste Erfahrungen im Bereich der Sprachlernbegabung und Sprachförderung sammelte sie während ihrer Arbeit mit Geflüchteten in Deutschland und Griechenland als Englisch- und Deutschlehrerin. Hierbei fiel ihr auf, wie schnell Kinder, die beispielsweise durch Migration und Flucht mehrsprachig aufwachsen, neue Sprachen lernen können und, dass sie häufig eine große Begabung aufweisen, die jedoch oft unentdeckt bleibt. Seitdem interessiert sie sich für die Begabungsforschung und möchte dazu beitragen, die Diagnostik und Förderung von Kindern mit Sprachlernbegabung weiterzuentwickeln.
„An dem Projekt zur Sprachlernbegabung begeistert mich besonders, durch die Professionalisierung der Begabungsdiagnostik zu einem bildungsgerechteren Schulsystem beizutragen. Mit Hilfe des Forschungsprojektes möchte ich daran mitwirken, Kindern und Jugendlichen, die über unentdecktes Sprachtalent verfügen, neue Perspektiven zu eröffnen und deren Begabung gezielter zu fördern“, so Alicia Battenfeld.
Prof. Dr. Till Utesch promovierte in Sportpsychologie und ist Juniorprofessor in der Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Schulpädagogik (Pädagogische Diagnostik und Potenzialentwicklung) an der Universität Münster. Er arbeitet aktuell in verschiedenen nationalen sowie internationalen Projekten interdisziplinär (u. a. Psychologie, Informatik, Medizin, Fachdidaktiken), grundlagen- und anwendungsorientiert. Sein Forschungsportfolio umfasst diagnostische Fragen sowie Fragen der motorischen und psychosozialen Entwicklung und Gesundheit von Heranwachsenden und des Einflusses vom digitalen Wandel auf das Verhalten in Freizeit und Arbeitskontexten. Den ersten Kontakt zur Begabungsforschung hatte er im Studium, als er begabte Schülerinnen und Schüler bei einer Projektarbeit begleitete.
„Guter binnendifferenzierter Unterricht betrifft alle Schülerinnen und Schüler, auch die Begabten. Nur dann ist inklusiver Unterricht vollständig gedacht. Eine Voraussetzung dafür ist eine verlässliche Diagnostik von Lernvoraussetzungen. Wir planen, dass das digitale Diagnoseinstrument ein effektives und gerechtes Kompetenzmanagement im Bereich des Sprachenlernens ermöglicht. Hierfür entwickeln wir auch entsprechende Fortbildungen“, erklärt Utesch.
Grundlagenwissen zum Thema Hochbegabung und Orientierung zur Situation professioneller Hochbegabtenförderung in Deutschland
wissenschaftlich fundiert und praxisnah